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Auf Goethes Spuren – Der Brennende Berg in Dudweiler

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Brennender Berg in Dudweiler

Zugegeben: das Foto ist nicht gerade spektakulär. Aber immerhin gibt es dazu eine recht interessante Geschichte zu erzählen.

Die Aufnahme entstand Anfang März 2003 und zeigt eine Felsspalte, aus der Rauch aufsteigt. Diese Felsspalte befindet sich auf dem Brennenden Berg in Dudweiler (heute der nördlichste Stadtteil von Saarbrücken). Und genau dieser Brennende Berg ist dank Johann Wolfgang von Goethe in die Weltliteratur eingegangen.

Im Jahre 1668 – so will es die Sage wissen – ist wegen eines Hirtenfeuers ein Kohleflöz, das den Berg durchzieht, in Brand geraten und seither ist ein Schwelbrand im Gange. Man nimmt jedoch heute an, dass der unterirdische Brand durch Selbstentzündung durch Druck und Zersetzung umfangreicher Haldenbestände entstanden ist, die sich infolge der wilden Kohlengräberei anhäuften. Anfangs muss der Berg mächtig gequalmt haben, so dass die Bezeichnung „Brennender Berg“ voll gerechtfertigt war.

Im Laufe der Zeit hat die Rauchentwicklung stark abgenommen. Bis zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts, so wird berichtet, wurden häufig Schulausflüge in die Bergschlucht unternommen und die Kinder brachten Eier mit, die sie in den Felsspalten siedeten. Heute ist jedoch – wie das Foto zeigt – von dem immer noch aktiven unterirdischen Schwelbrand nur noch wenig zu sehen. Aber wenn man an eine Bergspalte herantritt und die Hand in den austretenden Dampf hält, kann man sich durchaus die Finger verbrennen.

Für Dudweiler erlangte der Brennende Berg eine große wirtschaftliche Bedeutung. Durch den unterirdischen Brand wurden Tonschiefer derart geröstet, dass daraus das seinerzeit sehr wertvolle Alaun gewonnen wurde, das über einige Jahrzehnte eine wichtige wirtschaftliche Grundlage bildete. (Über die vielfältige Nutzung von Alaun gibt zum Beispiel in der entsprechende Wikipedia-Artikel Auskunft.)

Berühmt wurde der Brennende Berg durch Johann Wolfgang von Goethe.

Im Jahre 1770 weilte der Dichterfürst im elsässischen Straßburg. Von dort aus unternahm er verschiedene Ausflüge. In Juni 1770 besuchte er auch die reichen Steinkohlegruben und die Eisen- und Alaunwerke in Dudweiler. Bei dieser Gelegenheit besichtigte er auch den Brennenden Berg. Seine Eindrücke über dieses Naturschauspiel schildert er in seinem bedeutsamen Werk Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit, das 1811 bei Cotta erschien (Zweiter Teil, zehntes Buch).

Lassen wir den Dichter selbst zu Worte kommen: Wir hörten von den reichen Dutweiler Steinkohlegruben, von Eisen- und Alaunwerken, ja sogar von einem brennenden Berge, und rüsteten uns, diese Wunder in der Nähe zu beschauen … Unser Weg ging nunmehr an den Rinnen hinauf, in welchen das Alaunwasser heruntergeleitet wird, und an dem vornehmsten Stollen vorbei, den sie die ‚Landgrube‘ nennen, woraus die beühmten Dutweiler Steinkohlen gezogen werden … Nun gelangten wir zu offenen Gruben, in welchen die gerösteten Alaunschiefer ausgelaugt wurden, und bald darauf überraschte uns, obgleich vorbereitet, ein seltsames Begegnis. Wir traten in eine Klamme und fanden uns in der Region des brennenden Berges. Ein starker Schwefelgeruch umzog uns; die eine Seite der Hohle war nahezu glühend, mit rötlichem, weißgebranntem Stein bedeckt; ein dicker Dampf stieg aus den Klunsen hervor, und man fühlte die Hitze des Bodens auch durch die starken Sohlen. Ein so zufälliges Ereignis, denn man weiß nicht, wie diese Strecke sich entzündete, gewährt der Alaunfabrik großen Vorteil, daß die Schiefer, woraus die Oberfläche des Berges besteht, vollkommen geröstet daligen und nur kurz und gut ausgelaugt werden dürfen. Die ganze Klamme war entstanden, dass man nach und nach die kalzinierten Schiefer abgeräumt und verbraucht hatte. Wir kletterten aus dieser Tiefe hervor und waren auf dem Gipfel des Berges. Ein anmutiger Buchenwald umgab den Platz, der auf die Hohle folgte und sich ihr zu beiden Seiten verbreitete. Mehrere Bäume standen schon verdorrt, andere welkten in der Nähe von andern, die, noch ganz frisch, jene Glut nicht ahndeten, welche sich auch ihren Wurzeln bedrohend näherte. Auf dem Platze dampften verschiedene Öffnungen, andere hatten schon ausgeraucht, und so glomm dieses Feuer bereits zehen Jahre durch alte verbrochene Stollen und Schächte, mit welchem der Berg unterminiert ist.

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Fossilien – ganz schön alt

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Fossil - Fundort: Bergehalde Lydia - Alter ca. 300 Millionen Jahre

Bei meiner letzten Wanderung auf der Bergehalde Lydia (am 4. Mai 2009) habe ich dieses wunderschöne Stück gefunden. Wie unschwer zu erkennen handelt es sich um einen versteinerten Abdruck einer Pflanze, ein echtes Fossil.

Wir wissen ja bereits, dass die Bergehalde Lydia zwar groß ist wie ein „richtiger“ Berg, dass die Bezeichnung „Berge“ aber keine topographische Beschreibung darstellt. Mit „Berge“ bezeichnet man in der Bergmannssprache den Abfall, der bei der Kohlengewinnung anfällt. Und die Bergehalde Lydia ist nichts anderes als ein riesengroßer Abfallhaufen.

Die Abfälle stammen (zum größten Teil) aus der Zeit, aus der auch die Steinkohle entstand. Und das ist wahrlich schon eine ganze Weile her. Unsere heutige Kohle entstand im Erdzeitalter des Karbon, das 300 Millionen bis 360 Millionen Jahre zurückliegt. Zu jener Zeit lag die Landmasse, aus der bis vor wenigen Jahrzehnten die Saarkohle herausgebuddelt wurde, in der Nähe des Äquators. Tropische Urwälder, die überwiegend aus riesigen Farnen bestanden, bedeckten das Land. Diese Urwälder versanken, wurden von anderen Schichten luftdicht abgedeckt, dann wuchsen neue Urwälder, die wiederum versanken und von neuen Schichten überdeckt wurden usw. usw. Durch den gigantischen Druck der überlagernden Schichten wurden das organische Material zusammengepresst und versteinerte. Bei dieser Gelegenheit wurden Milliarden und Abermilliarden Pflanzenteile zusammengepresst, die überdauernde Abdrücke im Gestein hinterlassen haben. Um ein solches Fossil handelt es sich wohl bei meinem Fundstück.

Und nun liegt bei mir im Wohnzimmer der versteinerte Abdruck einer Pflanze, der vermutlich mehr als 300 Millionen Jahre alt ist. Ich finde diese Vorstellung einfach schön.

»»» ACHTUNG: Hier gibt es einen eigenen Blog mit Fossilien von der Halde Lydia

»»» Auch hier gibt es ein Halde-Lydia-Fossil

In Zusammenhang mit dem Thema „Fossilien“ fällt mir ein Buch ein, das ich schon mehrfach empfohlen habe:

Die Füße der Sterne
Patricia Koelle
Die Füße der Sterne

In diesem wundervollen Buch finden sich gleich zwei Geschichten, bei denen Bernsteine eine wichtige Rolle spielen, „Das Bernsteinschiff“ und „Flug durch die Zeit“. Bernsteine sind versteinertes Harz von Bäumen aus der Urzeit und gelegentlich sind in dieses Harz Pflanzen oder Tiere eingeschlossen, die vor Millionen Jahren gelebt haben. Patricia Koelle haucht diesen Relikten aus der Urzeit auf wundervolle Weise literarisches Leben ein.

*** Fotos von der Halde Lydia

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Die Bergehalde Lydia – Ethymologisches und Lydia’s Geheimnis

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Halde Lydia Himmelsspiegel

Die Bergehalde Lydia ist uns ja schon lange ans Herz gewachsen. Wie wir sehen, hat sich seit unserem ersten Besuch – vor einem Monat – einiges getan. In den letzten Tagen ist die Vegetation förmlich explodiert.

Aber heute reden wir mal nicht über die Natur und das Wetter (das ist heute scheußlich; es regnet und regnet und regnet), heute betrachten wir Ethymologisches und ein Geheimnis.

Was bedeutet eigentlich der Begriff „Bergehalde“?

Die naheliegende Vermutung – eine Bergehalde ist eine Halde, die so hoch aufgeschüttet wird, dass sie so groß ist wie ein Berg – ist falsch. „Berge“ ist in diesem Zusammenhang nicht im topographischen Sinne gemeint. Als „Berge“ bezeichnet man in der Fachsprache des Bergbaus den Abfall, der im Rahmen des Kohleabbaus anfällt. Eine Bergehalde ist demnach schlicht eine Schutt- und Abfallhalde. Demnach könnten wir auch von der Abfallhalde Lydia sprechen.

Aber warum trägt dieser gigantische Schuttberg den Beinamen „Lydia“?

Dazu erfahren wir bei Werner Zimmer (2008, S.35): In der Anfangsphase des Bergbaus wurden die Stollen oft mit den Vornamen der herrschenden Schicht und deren Frauen bezeichnet. Später wurden die Vornamen von Bergbauprominenten und die Familiennamen von preußischen Ministern, die für den hiesigen Bergbau zuständig waren, verwandt. Nicht bei allen Schächten und Stollen wurden die Taufpaten in den Akten festgehalten.

Leider scheint der letzte Satz auch für „Lydia“ zuzutreffen. Ich habe jedenfalls bislang keine genauen Angaben hierzu gefunden.
Fest steht Folgendes: Die Halde gehört zur Grube Camphausen (demnächst werden wir erfahren, wer Camphausen war) und zur Grube Camphausen gehörte unter anderem ein Wetterschacht, der – das ist der Schlüssel – ab 1920 Lydia-Schacht genannt wurde (Rudolf Saam , 1997, S.66). Dieser Schacht war bis 1961 in Betrieb und wurde 1962 verfüllt. Von diesem Schacht ist heute nichts mehr zu sehen, da er unter der Bergehalde begraben liegt. Das heißt: Die Halde Lydia erhebt sich über dem ehemaligen Schacht Lydia.

Aber damit wissen wir immer noch nicht, wer die Namenspatin des Schachts und der Halde war. Offenbar müssen wir in den Jahren vor 1920 forschen. Ich werde Augen und Ohren offenhalten und bin zuversichtlich, dass wir Lydia’s Geheimnis lüften werden.

Die Aufnahme entstand am 14. April 2009
Auf dem Lageplan: Blick von 3 nach 2.

Quellen:
Rudolf Saam: Die Bedeutung der Dudweiler Gruben für die Industrialisierung des Saarlandes. In: 1000 Jahre Dudweiler 977-1977. Hrsg. Landeshauptstadt Saarbrücken, Stadtbezirk Dudweiler. Saarbrücker Zeitung Verlag, 1977, S. 258-275.
Werner Zimmer: Die Grube Jägersfreude und ihre Wetterschächte auf Dudweiler Bann. In Historische Beiträge aus der Arbeit der Dudweiler Geschichtswerkstatt, Band 10, 2008, S. 25-36.

Die Historischen Beiträge aus der Arbeit der Dudweiler Geschichtswerkstatt kann man direkt bei der Geschichtswerkstatt Dudweiler bestellen. Die älteren Bände gibt es zu günstigen Sonderpreisen.

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Dudweiler Rathaus Glasfenster historisches Wappen

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Glasfenster Dudweiler Rathaus

Glasfenster Dudweiler Rathaus

Dudweiler Rathaus – Glasfenster dokumentieren die Geschichte

Meine Wege führen mich in der Regel mehrmals täglich am Dudweiler Rathaus vorbei. Das Gebäude, das etwas über hundert Jahre alt ist, ist von außen recht ansehnlich. Aber es lohnt sich, das Gebäude hin und wieder mal zu betreten, denn in seinem Innern bietet es im Treppenhaus ein Kleinod: bunte Glasfenster, die anlässlich der 1000-Jahr-Feier im Jahre 1977 gestiftet wurden.

Das mittlere Fenster zeigt das historische Wappen von Dudweiler. Die Berechtigung zur Führung dieses Wappens wurde 1935 verliehen. Es zeigt den Löwen von Nassau-Saarbrücken, der als Besonderheit den Bergmannshammer trägt, um die einstige Haupterwerbsquelle der Dudweiler Bevölkerung zu symbolisieren. Darüber befinden sich der Schriftzug duodonisvillare (= Weiler des Dudo) und die Jahreszahlen 977-1977. Der Schriftzug ist der von Kaiser Otto II. im Jahre 977 unterzeichneten Urkunde nachempfunden.

Das linke Fenster zeigt eine Darstellung von Otto II., dem Unterzeichner jenes Dokumentes, in dem Dudweiler zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde. Die Darstellung geht zurück auf eine Buchmalerei in einem Bruchstück des „Registrum Gregorii“ aus der Schreibstube zu Trier. Die Darstellung zeigt Kaiser Otto II. (955-983 n. Chr.) mit Reichsapfel und Zepter, wie ihm durch die Reichsteile (Provinzen), dargestellt durch die 4 Frauen, gehuldigt wird. Rechts neben Otto befindet sich das Titelmonogramm mit den Buchstaben für „Otto imperator augustus“. Mit diesem Monogramm ist die Urkunde aus dem Jahre 977 gezeichnet. Links neben der Darstellung Otto II. der Namenszug „Otto“ (Klappentext des Buches „1000 Jahre Dudweiler 977-1977“).

Das rechte Fenster zeigt den Alten Turm, das älteste Bauwerk Dudweilers aus dem frühen 14. Jahrhundert. Die drei Gestalten und Wappen symbolisieren: Links das Eisenverarbeitende Gewerbe, in der Mitte den Bergbau und rechts Handel, Handwerk und Freies Gewerbe (repräsentiert durch einen Architekten).

Ein kleiner Hinweis: Ein paar weitere Bilder der Glasfenster im Dudweiler Rathaus gibt es hier auf dem Dudweiler-Blog

Halde Brefeld – Haldenbrand

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Halde Brefeld Schwelbrand

Halde Brefeld Schwelbrand

Die Bergehalde Lydia und die Halde Grühlingstraße kennen wir ja schon. Heute habe ich die Halde Brefeld (zwischen Fischbach und Quierschied) besucht. Der Besuch hat allerdings zurzeit so seine Tücken. Denn auf der Halde Brefeld wurde im September 2008 ein Schwelbrand entdeckt. Seither ist diese Halde gesperrt. Nachdem sich lange Zeit kaum was rührte, sind seit einigen Wochen Löscharbeiten im Gange und man ist dabei, die glimmenden Haldenteile abzutragen und zu löschen.

Obgleich ich die Halde nicht betreten konnte, boten sich doch – nicht zuletzt dank des phänomenalen Himmelsbildes – zahlreiche Gelegenheiten für beeindruckende Schnappschüsse. Einige sind sogar ausgesprochen witzig.

Und da wir gerade beim Thema „witzig“ sind, will ich auch mal eine witzige Buchempfehlung aussprechen.
Hundert haarige Limericks
Hrsg. Ronald Henss
Illustrationen von Günter Bender

Das Buch enthält – wie sollte es bei diesem Titel auch anders sein? – 100 Limericks, die sich mit dem Thema Haare, Frisur, Friseur, Haarausfall, Haarfarben, Blondinen … beschäftigen. Das Ganze illustriert von dem bekannten Karikaturisten Günter Bender. Eine heitere und unkomplizierte Lektüre zum Selberlesen (immer wieder) und Verschenken.

Halde Grühlingstraße – Literarischer Aufstieg

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Halde Grühlingstraße - Literarischer Aufstieg

Halde Grühlingstraße - Literarischer Aufstieg

Die Halde Grühlingstraße haben wir ja bereits gestern kennengelernt.

Heute gibt es ein paar Zusatzinformationen, die den Blick auf eine Besonderheit dieser Bergehalde lenken.

Zunächst mal ein paar allgemeine Daten:
Die Halde Grühlingstraße liegt im nördlichen Stadtgebiet von Saarbrücken. Sie liegt zwar unmittelbar westlich von Jägersfreude, aber aufgrund des Verlaufs der Autobahn A 623 (Grühlingstraße) ist die Halde leider nicht von Jägersfreude aus zu erreichen.
Verglichen mit der Bergehalde Lydia ist die Halde Grühlingstraße recht klein. Gleichwohl ist auch die „kleine“ Halde Grühlingstraße sehr beeindruckend. Sie hat einen steilen Anstieg (der im linken Bild nicht voll zur Geltung kommt). Sie besitzt sehr tiefe Erosionsrinnen. Und auf ihrem Plateau befindet sich ein Gipfelkreuz, das wir ja bereits kennen. Auf dem Satellitenbild von Google-Maps ist die bemerkenswerte Struktur der Halde wunderbar zu erkennen.

Das Besondere an der Halde Grühlingstraße ist aber etwas anderes, nämlich der sogenannte Literarische Aufstieg.
Im linken Bild sehen wir, dass der Aufstieg zur Halde treppenähnliche Stufen aufweist. Hierbei handelt es sich um in den Boden eingelassene Stufen, in die jeweils ein Text eingraviert ist. Den Textanfang der ersten Stufe sehen wir im rechten Bild.
Auf zahlreiche Stufen verteilt (es sind wohl 13 Stufen; aber ich habe nicht aufgepasst und werde dies bei meinem nächsten Besuch nachholen) findet sich ein Auszug aus „Die Kinder der Toten“ von der Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek. Der Anfang lautet: „Im Gebirge, wo die Beschaulichkeit leicht von Blitzen zerrissen werden kann, diesen vorübergehenden Schrecken, die im Grunde wenig hervorbringen, aber viel kaputtmachen, im Gebirge sind ein paar Menschen verschwunden. Dafür sind andere wiedergekommen …“
Der Besucher kann den mühsamen steilen Aufstieg zeitlich strecken, indem er auf dem Weg zum Gipfel im Geiste den Jelinekschen Text zusammenbaut. Wenn er es dann auf dem Gipfel schafft, den gesamten Text am Stück zu rezitieren, dann hat er seinen Geist mindestens genauso trainiert wie seinen Körper.
(Falls jemand „Die Kinder der Toten“ besitzt: Ich würde mich freuen zu erfahren, wie dieser Text weitergeht.)

Mein literarischer Tipp, der sehr gut zu der großartigen Aussicht passt, die sich auf der Halde Grühlingstraße bietet:
Patricia Koelle: Die Füße der Sterne

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Halde Grühlingstraße – Blick nach Norden

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Halde Grühlingstraße - Blick nach Norden

Die Halde Grühlingstraße haben wir ja bereits bei einem Blick aus meinem Fenster aus der Ferne kennengelernt. Heute – am 2. April 2009 – habe ich sie zu ersten Mal besucht.

Auch diese Halde bietet grandiose Aussichten. Aber leider war es trotz Sonnenschein noch ein bisschen diesig, sodass die Aussicht stets ein bisschen verwaschen war. Aber im Laufe der Zeit werden sich sicherlich noch viel bessere Gelegenheiten bieten.

Das Foto zeigt das Gipfelkreuz, das man auch von meinen Wohnzimmerfenster aus (gerade noch) erkennen kann. Der Blick geht Richtung Norden und schweift weit über den Saarkohlenwald. Am Horizont ist das Kraftwerk Weiher II in Göttelborn zu erkennen. Das Dorf rechts unterhalb ist Fischbach, das unmittelbar an der Bergehalde Lydia liegt, die wir ja bereits bestens kennen. Wenn man am rechten Bildrand ganz genau hinschaut, wird man über dem Bergrücken einen leichten „Schatten“ sehen. Das ist die kleine Erhebung, die sich am Nordende des Plateaus der Bergehalde Lydia befindet und auf dem ersten Foto der Halde Lydia groß zur Geltung gekommen ist.

Hinweis: Hier gibt es ein Fotoalbum mit Bildern zum Haldenrundweg rund um den Saarkohlenwald im Regionalpark Saar.

Pfarrkirche St. Marien in Dudweiler – Bild der Heiligen Barbara und Pietà

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Pfarrkirche St. Marien Dudweiler

Vorgestern erhielt ich eine E-Mail einer mir unbekannten Frau, die mir mitteilte, dass sie ein Nachkomme des Künstlers August von Heyden ist und dass sie über das Internet erfahren hat, dass ein Gemälde ihres Ahnen in der Pfarrkirche St. Marien in Dudweiler hängt. Und sie wollte wissen, ob ich ihr dazu Näheres sagen könnte. Bis dahin kannte ich weder den Namen August von Heyden, noch hatte ich eine Erinnerung an das Gemälde in St. Marien.

Bei Wikipedia habe ich dann rasch erfahren: August Jacob Theodor von Heyden (* 13. Juni 1827 in Breslau; † 1. Juni 1897 in Berlin) war ein deutscher Maler und Dichter. Und ich habe auch eine Abbildung seines Barbarabildes im Netz gefunden.

Heute bin ich dann mal wieder in die St. Marien Kirche gegangen (für mich sind das ja nur ein paar Hundert Meter). Dort habe ich auch gleich das Barbarabild gefunden und fotografiert, was wegen der ungünstigen Lichtverhältnisse leider nicht sehr einfach ist. Das Ergebnis ist im linken Teil zu sehen.

In dem kleinen Kirchenführer zur Pfarrkirche St. Marien in Dudweiler (den ich für 2 Euro erstanden habe) konnte ich dann nachlesen, dass dieses Bild im Jahre 1865 gekauft wurde. Dieses Datum ist bemerkenswert, denn die Grundsteinlegung der Kirche erfolgte am 08.05.1864, die 1. Heilige Messe fand am 15.08.1866 statt, die Einweihung am 25.10.1866. Das Bild wurde also während der Bauzeit erworben.

Dass die Pfarrgemeinde Dudweiler ausgerechnet dieses Bild kaufte, ist kein Zufall. Dudweiler erlebte zu jener Zeit einen stürmischen Aufschwung durch den Kohlebergbau und das Bild zeigt die Heilige Barbara, die auch Schutzheilige der Bergleute ist, wie sie einem Bergmann kurz vor dessen Tod die Heilige Kommunion mit dem Kelch bringt.

Zusätzlich zum Barbarabild habe ich auch die Pietà fotografiert, die ebenfalls in St. Marien zu bewundern ist (rechtes Teilbild, Mitte). Die Pietà ist schon recht betagt: Sie stammt aus dem 14. Jahrhundert und stand ursprünglich in der damaligen Kirche, von der heute nur noch der Alte Turm erhalten ist. Über den Alten Turm, der das älteste Gebäude in Dudweiler ist, werde ich des Öfteren mal was berichten.

Der Alte Turm spielt übrigens auch eine Rolle in meiner Kurzgeschichte „Als Karl zum Fenster hinaus schaute„.

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Dudoplatz – Dunkle Wolken

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Dunkle Wolken überm Dudoplatz

Dunkle Wolken überm Dudoplatz

Angesichts des grässlichen Wetters, das in diesem Jahr herrscht, habe ich mal ein beeindruckendes Wetterbild ausgekramt.

Das Bild entstand im April 2001. In jenem Jahr war das Wetter ebenfalls grauselig. Damals hat es ständig geregnet, geregnet, geregnet … Na, wenigstens hat es zu einem tollen Foto gereicht.

Die Wiese am Dudoplatz war zu jener Zeit – wie man sieht – noch sehr unansehnlich. Mittlerweile sieht es dort Gott sei Dank wesentlich gepflegter aus.

Der Anbau am Musikhaus bopp ist jedoch heute noch genauso beängstigend schief wie ehedem. Ich weiß nicht genau, warum dieses Gebäude so stark abgesackt ist, ich vermute aber, dass dies eine Folge des Bergbaus ist. Dudweiler war einst eines der größten Bergbauzentren im Saarland. Heute ist davon so gut wie nichts mehr zu sehen. Es sind vor allem Gebäude, die schiefer stehen als der Schiefe Turm in Pisa, die noch an die Bergbauvergangenheit erinnern. Davon kann man in Dudweiler einige bestaunen. Ich wundere mich oft, dass dort Leute drin wohnen und ich frage mich, wie man in einem schrägstehenden Raum die Möbel befestigt und ob es einem dort nicht schwindelig wird. Als ich vor vielen, vielen Jahren mal den Schiefen Turm in Pisa erklommen habe, ist es mir bereits beim Aufstieg mulmig geworden. Wie ist das aber, wenn man Tag für Tag und Nacht für Nacht in der eigenen Wohnung auf einer schiefen Ebene lebt?

Und aus aktuellem Anlass noch ein Nachtrag zum Thema „grässliches Wetter“: Wir schreiben den 25. März 2009 und es ist jetzt kurz von 9 Uhr. Der Frühlingsanfang liegt schon ein paar Tage hinter uns. Und was macht das Wetter? – Draußen herrscht ein Schneetreiben! Der Schnee wird allerdings nicht liegen bleiben, da die Temperatur ein wenig über null Grad liegt. Aber von frühlingshaften Temperaturen keine Spur. Wie schon das bisherige grauselig kalte Jahr. Und Besserung ist laut Wetterbericht weit und breit nicht in Sicht.

Hinweis: Hier gibt es ein Fotoalbum mit Bildern aus Dudweiler. Besucher sind herzlich willkommen.

Written by Ronald

24. März 2009 at 15:04

Halde Grühlingstraße – Abendstimmung

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Halde Grühlingstraße

Die Bergehalde Lydia haben wir ja bereits kennengelernt. Nun werfen wir einen Blick auf die Halde Grühlingstraße. Auch sie gehört zu den zahlreichen Kunstbergen, die im Rahmen des Bergbaus durch Aufschüttung entstanden sind und die ohnehin bergreiche Landschaft des Saarlandes bereichern. Beide Halden sind markante Punkte auf dem Haldenrundweg rund um den Saarkohlenwald.

Die Halde Grühlingstraße gehört zur Grube Jägersfreude und liegt etwa dreieinhalb Kilometer süd-süd-westlich von der Halde Lydia.

Beide Halden liegen unmittelbar an der Grühlingstraße, die bereits von den Römern als wichtiger Verbindungsweg genutzt wurde. Heute bildet die Grühlingstraße die A 623. Und da die A 623 eine der wichtigsten Zufahrtsstraßen nach Saarbrücken ist, brausen Tag für Tag Tausende Autofahrer an den beiden Bergehalden vorbei.

Die Aufnahme entstand am 9. November 2001 beim Blick aus meinen Wohnzimmerfenster; und dabei musste das Teleobjektiv wohl bis an seine Grenze (300mm) gehen, denn die Entfernung beträgt 3,6 Kilometer Luftlinie (hab ich gerade anhand einer Wanderkarte ausgerechnet). Dieser Ausblick gehört leider nicht zu meinem Standardpanorama. Mein Wohnzimmerfenster zeigt nach Nord-West (siehe hier); die Halde Grühlingstraße liegt aber in Richtung Süd-West. Das heißt: Wenn ich diese Aussicht genießen will, muss ich mich ein Stück aus dem Fenster lehnen – und da ich alles andere als schwindelfrei bin, tu ich das nicht besonders gerne. Aber bei einem solch spektakulären Himmelsbild biete ich dann doch alle Selbstüberwindungskräfte auf.

Bergehalde Lydia

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Bergehalde Lydia

Heute – 17. März 2009 – habe ich zum ersten Mal die Bergehalde Lydia besucht. Und dies ist das erste Foto, das ich dort aufgenommen habe.
Mit Sicherheit werde ich diese Halde noch öfter besuchen und den Wandel der vielfältigen Aussichten, die diese Kunstlandschaft bietet, über den Jahresverlauf dokumentieren.

Zunächst mal ein paar kurze Informationen:

Das Saarland hat viele Berge. Die sind zwar nicht besonders hoch, aber doch sehr zahlreich. Aber mit den saarländischen Bergen ist das so eine Sache – nicht alle sind echt. Genauer gesagt: Einige saarländische Berge sind gar nicht auf natürliche Weise entstanden, sondern durch Menschenhand erschaffen. Aus Schutthalden, die im Rahmen des Kohleabbaus angehäuft wurden, sind hohe Berge entstanden, die im Laufe der Zeit von der Natur erobert wurden und die – wenn man nicht genauer hinschaut – wie echte Berge wirken.

Die Bergehalde Lydia ist ein solches von Menschenhand geschaffenes Gebilde. Sie liegt im Norden von Saarbrücken auf dem langgestreckten Bergzug der Grühlingshöhe, die das Fischbachtal (Westseite) und das Sulzbachtal (Ostseite) voneinander trennt. Der gigantische Schuttberg, der durch sein ebenes Plateau leicht als Kunstprodukt erkennbar ist, wurde in den letzten Jahren rekultiviert und soll nun als Bestandteil des Haldenrundwegs im Saarkohlenwald Touristen anlocken. In der Tat bietet das Plateau faszinierende Aussichten. Auf der Westseite erstreckt sich ein großes Waldgebiet, das nicht mehr weiter bewirtschaftet werden darf und sich zu einem Urwald entwickeln soll. Auf der Ostseite hat man einen hervorragenden Blick auf Dudweiler und das Sulzbachtal und die Berge, die das Tal von Osten her begrenzen. Im Norden ragt das Kraftwerk Weiher (Göttelborn / Quierschied) über den Bergrücken. Im Foto ist die Dampfwolke erkennbar, die der Kühlturm gen Himmel schickt. Man muss vom Aufnahmestandort nur ein bisschen weiter nach links laufen, dann hat man einen guten Blick auf das Kraftwerk und die Halde Göttelborn, die ebenfalls zum Haldenrundweg gehört.

Den folgenden Text habe ich auf der Webseite der RAG Montan Immobilien gefunden:
Nach einem Leitbild des EU-Projekts SAUL (Sustainable and Accessible Urban Landscapes) rekultiviert, zeigt die Halde Lydia im saarländischen Quierschied beispielhaft, wie ehemalige Bergbaustandorte einen Beitrag zum Strukturwandel leisten können. Das künstliche Landschaftsbauwerk gehört zum Haldenrundweg im Saarkohlenwald und fasziniert seine Besucher vor allem durch den in das Plateau eingelassenen, mit Regenwasser gefüllten „Himmelsspiegel“.
Quelle: http://www.rag-montan-immobilien.de/index.php?SiteID=182

Auf dem Lageplan: Blick von 15 nach 2.
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Draußen und drinnen

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Draußen und drinnen

In diesem Fotoblog haben wir ja schon mehrfach aus meinem Arbeitszimmerfenster geschaut (gen Süden). Heute schaun wir mal aus dem Wohnzimmerfenster (Richtung Nordwest).

Die Aufnahme entstand Anfang Februar 2002, ist also ziemlich genau sieben Jahre alt.

Rechts im Vordergrund das „Monsieur Hulot“, meist kurz „Ülo“ genannt. Seit jeher eine beliebte Studentenkneipe, in der aber auch zahlreiche „Ältere“ verkehren.

Die breite Straße ist der Neuhauser Weg, der zur Autobahn auf der Grühlingshöhe führt und – was wohl noch wichtiger ist – zur Metro. Ich weiß gar nicht, wie oft ich schon von Autofahrern nach dem Weg zur Metro gefragt wurde. An diesem Standort müsste ich antworten: „Immer geradeaus den Berg hoch. Wenn Sie fast ganz oben sind, geht es rechts ab, aber das sehen Sie sofort an den Hinweisschildern.“

Die schmalere Straße links ist die Bahnhofstraße, die – wie der Name schon verrät – zum Dudweiler Bahnhof führt. Was aus dieser Entfernung nicht zu erkennen ist, führt auf eine nette Geschichte. Vor einigen Jahren hat man in Dudweiler zusätzlich zu den aktuellen Straßenschildern ein weiteres Straßenschild angebracht, das den historischen Straßennamen zeigt. Seither prangt über dem Straßenschild „Bahnhofstraße“ ein zweites Schild mit der Aufschrift „Schönweibergass“. Zu den Zeiten, als Dudweiler dank des Bergbaus eine blühende und Gemeinde war, marschierten die Bergarbeiter in Scharen durch die Bahnhofstraße und die Sudstraße, um zu ihrer Grube und zurück zu kommen, wobei sie sicherlich den ein oder anderen Abstecher in eine der zahlreichen Kneipen unternahmen. Die Bahnhofstraße und die Sudstraße, die mittlerweile arg heruntergekommen sind, gehörten damals noch zu den Prachtstraßen, was an einigen Fassaden heute noch gut zu erkennen ist. Und während seinerzeit die Arbeiterscharen durch die Straßen zogen, schauten die Dudweiler Mädels – die schönen Weiber – aus den Fenstern. Den Bergarbeitern und ihrer harten Arbeit wird man heute wohl kaum noch nachtrauern, wohl aber den schönen Weibern.

Auch fototechnisch ist dieses Bild recht interessant. Ich habe von innen durch das geschlossene Fenster fotografiert und dadurch erhält man bei genauerem Hinsehen auch einen Blick ins Wohnzimmer: die Lampe, rechts oben, die sich aufgrund der Doppelverglasung doppelt spiegelt, und das Bücherregal, das den Abschluss des Neuhauser Wegs bildet.

Written by Ronald

7. Februar 2009 at 12:09